spurensuche

Mich hatte immer interessiert, WARUM ich so (krumm) war, wie ich war.
Wann hatte es begonnen? Warum hab ich nix bemerkt, warum nicht gegengesteuert?

Diese bohrenden Fragen brachten mich auf die Idee, auf Spurensuche zu gehen und anhand alter Fotos eventuell den Beginn dieser schleichenden Verkrümmung zu ermitteln. Ich begann bei den frühesten Bildern und gruppierte sie in ungefähr 10-jahres Abschnitten.
Einige ungünstige Haltungs- und Bewegungsmuster schälten sich heraus.


Ich stelle fest, dass auf den Bildern:

  • mein rechtes Bein angewinkelt ist
  • meine rechte Schulter angehoben ist
  • mein linker Arm gebeugt ist
  • ich den Kopf nach rechts neige
  • ich den Kopf nach hinten neige und den Rücken dagegen hochziehe
  • die linke Rumpfseite kollabiert (zusammengesunken) ist


All dies fiel mir erst IM NACHHINEIN auf. Die Fähigkeit, derartige „Haltungen“ erkennen zu können, erwächst mit der AT-Arbeit.

Ganz deutlich möchte ich betonen, dass die reine Kenntniss eigener Fehlhaltungen nicht dazu führt, dass sie verschwinden oder ich sie "wegmachen" kann. Es hilft aber zu wissen, was mit mir los ist.

Wenn ich mich in Richtung Freiheit (von meinen Gewohnheiten) entwickeln möchte, ist nur ein ganzheitliches Vorgehen sinnvoll, so wie es die Alexander-Technik lehrt!

1968 Kindergartenfest 1975 Geburtstagsparty  
1968 Kindergarten fest 1975 G party  

Bereits mit 5 Jahren ist zu erkennen, dass ich

  • den Kopf in den Nacken drücke
  • das rechte Bein angewinkelt steht

Hier mit 12 Jahren

  • Kopf ist in den Nacken gedrückt, Nase und Kinn zeigen dadurch nach oben
  • meine beiden Freundinnen im Bild haben diese Gewohnheit nicht in dieser Ausprägung!
 
 1985 in Kenia 1995 in Griechenland  
1985 Kenia sitzend

1995 Greece boot

 

Bereits mit 22 Jahren zeigt sich

  • ausgeprägter Rundrücken
  • Kopf ist nach rechts geneigt und
    in den Nacken gezogen
  • Rechte Schulter ist hochgezogen
  • Rechtes Bein ist gebeugt

10 Jahre später, mit 32,
sitze ich exakt auf die gleiche, ungünstige Weise

  • ausgeprägter Rundrücken
  • Kopf ist nach rechts geneigt und
    in den Nacken gezogen
  • Rechte Schulter ist hochgezogen
  • Rechtes Bein ist gebeugt
 
 1999 in Italien  1999 in Italien  
 1999 ski fahren  1999 ski fahren Kurt  

der Klassiker: die Kack-Haltung

  • Kopf ist in den Nacken gezogen
  • das hat zur Folge, dass sich das Kreuzbein nach oben orientiert und die Wirbelsäule von beiden Enden her gestaucht wird
  • gleichzeitig fällt das gesamte Körpergewicht nach vorn und wird mit den Schienbeinen in den Stiefeln aufgefangen: ich hatte "damals unerklärlicher Weise" immer ganz unglaublich schmerzende Schienbeine!!!
  • auch ist es so unmöglich, den Oberkörper in Richtung Tal zu neigen, da das Gegengewicht von Po/Rücken fehlt
  • die Hüftgelenke "stabilisieren" durch Festhalten der Beine in das Becken

Die gesamte Bewegungskoordination ist in Mitleidenschaft gezogen:
anstatt in die Hocke zu gehen und gleichzeitig den Tal-Stock zu heben, um sich dann mit Unterstützung des Stockeinsatzes nach oben zu strecken und aufgrund der Entlastung der Ski in die Kurve zu fahren

--> strecke ich den Po nach hinten raus (Hohlkreuz), stütze mich gleichzeitig auf den Stock, komme dann zwar hoch, aber ohne Gegenbewegung durch den Stock und ohne die Ski zu entlasten...

Das Kurvenfahren blieb mir ein Mysterium.

mein Mann Kurt,
seit frühester Kindheit mit dem Skilaufen vertraut

  • er geht zur Vorbereitung der Kurve in die Hocke, der Talstock geht nach oben
  • das Gewicht ist hinten auf den Fersen, sodass sich der Oberkörper Richtung Tal neigen kann
  • Knie lassen nach vorn los
 
 1992 Promotionsfeier  2006 am Comer See  
 vergleich 1 1992  vergleich 1 2006  

Ich ziehe meine rechte Schulter hoch, daher rutschen mir links Dinge wie Schulterriemen
oder T-Shirts herunter.

Den Kopf neige ich nach rechts, der
hochgezogenen Schulter entgegen.

Der linke Arm ist angewinkelt

Dies Foto zeigt, neben den bereits bekannten Prägungen im Oberkörperbereich, meine Gewohnheit zu gehen:

  • die Ferse des hinten befindlichen Beins verliert frühzeitig den Kontakt zum Boden
  • die Gestalt kollabiert
  • ich falle mit meinem Gewicht auf das vordere Bein

Vergleiche hierzu wie geht gehen?

 
 1973 Schulklassenfoto  2008 Radl-Tour  2012 auf Ameland
 vergleich 2 1973 schulfoto Kopie  vergleich 2 2008 Rad tour  vergleich 2 2012 Rad Ameland

Erst in meiner Ausbildung zur AT-Lehrerin entdeckte ich, dass mein linker Arm nicht trug.

Was bedeutet das?

Wenn ich den Arm strecke, stehen die Knochen von Oberarm und Unterarm nicht in Reihe aneinander, sondern in einem Winkel zueinander.

Bei jeder Belastung, die auf den Arm ausgeübt wird, z.B. Aufstützen beim Radfahren oder beim Handstand, muss der Arm muskulär in Länge gehalten werden, anstatt dass die Knochen die Last aufnehmen und ableiten.

Diese Gewohnheit ist anstrengend und führt zu einer Überlastung der Gelenke.

 Mehrtägige Radl-Tour

  • linker Arm ist angewinkelt
  • die linke Rumpfseite ist zusammengezogen
  • rechtes Bein steht gebeugt
  • rechte Schulter ist angehoben

 Mit dem Rad über die Insel

  • linker Arm ist angewinkelt (ja, er ruht auf dem Lenker --> solche Positionen wähle ich gern, sie akkomodieren die "Grundhaltung")
  • die linke Rumpfseite ist zusammengezogen
  • rechtes Bein steht gebeugt
  • rechte Schulter ist angehoben
 1985 in Kenia  2012 auf einem Mittelalter-Fest  aus dem Buch: Die Alexander Technik
 1985 Kenia strand  vergleich 3 2012 Mittelalterfest  vergleich 3 Barlow W 1973
Ich bin 22 Jahre alt und meine Haltungsgewohnheiten
sind deutlich abzulesen

27 Jahre später, gleiche Körperhaltung.

Obwohl ich nicht dick bin, steht mein Bauch (unnatürlich) hervor.

In der Skizze rechts finde ich mich unter Bild a wieder. Meine ganze Statur ist eingesunken, kollabiert.

Offensichtlich, dass ich daran arbeite, mich in Richtung Bild b zu entwickeln !

 In den USA galt die Alexander-Technik lange Zeit als "Bauch weg"-Technik. An der Skizze von Dr. Barlow ist gut zu erkennen, warum.
 2009 Chor-Workshop in Anghiari  2014 Chor-Workshop in Anghiari  

 vergleich 4 2009 singen

vergleich 4 2014 singen

 

In seinem Buch "Born to sing" beschreibt Ron Murdock, warum uns das Singen in die Wiege gelegt ist. Sicherlich bedarf es bei einem natürlichen Vorgang nicht dieser Anstrengung,
die meinem Singversuch abzulesen ist.

Es hat den Anschein, dass ich mein Motto
"viel hilft viel" hier auslebe.

Ich habe gerade meine Ausbildung zur AT-Lehrerin begonnen und kann erste Erkenntnisse "entspannt" einsetzen: Anstatt mich, wie gewohnt, nach vorn zu schmeissen, bleibe ich auf meinen Fersen und kann meine Länge behalten - trotz des grossen Reizes singen zu müssen